Der Kampf
von Frauke Martini
Als riesengroße
tiefschwarze
schattenhafte Bedrohung
stehst Du
an ihrem Bett
und wartest geduldig
auf ihren letzten Atemzug.
Sie liegt
teils ruhig
teils verzweifelt
teils humorvoll
erwartend das ungewisse Weiter
fühlend das Jetzt.
Ich sehe Deine Schwärze
fühle Deine Bedrohung
und will sie schützen
vor Dir.
Ich stelle mein Schild
zwischen sie und Dich
verstecke mich dahinter
und attackiere Dich
mit meinen feurigen Pfeilen
aus Schmerz und Wut.
NEIN!
Ich lege sie in Ketten
die sie halten sollen
und die ich Liebe nenne.
Keiner kann diese Ketten sprengen,
auch Du nicht.
Sie sind erhitzt
im Feuer der Verzweiflung
und geschmiedet
auf dem Amboss der Entschlossenheit.
Nun geht es mir besser
denn im Lärm des Kampfes
höre ich nicht
meine eigenen Schreie.
Ich schütze
und schieße
und wickele weitere Ketten
um ihren Körper.
Nach vielen Stunden des Kampfes
breche ich leer und kraftlos
über ihr zusammen.
Müde
hebe ich meinen Kopf
und schaue Dich an.
Du stehst weiter
dort an ihrem Bett
und wartest geduldig.
Keiner meiner Pfeile
hat Dich getroffen.
Sie stecken alle
in meinem eigenen hustenden Körper
während sie
gefesselt und bewegungslos
unter mir
begraben liegt.
Ein letzter Schmerzensschrei
der Hilfslosigkeit
steigt aus meiner Seele empor
und pustet Dir
die dunkle Kapuze vom Kopf.
Ich sehe
Deine sanften Augen.
Ein liebevolles Lächeln
leuchtet aus ihnen hervor
und umspielt Deine Mundwinkel.
Zärtlich
breitest Du Deine Arme aus
und heißt mich darin willkommen.
Ich schmeiße mich hinein
und werde von Deinen Flügeln umhüllt
lasse mich fallen
in Deine haltenden, starken Arme
und fühle
wie Dein Gewand aus schwarzem Samt
mich tröstend umhüllt.
Hier lasse ich los
und sehe meine Waffen zerfließen,
sehe die Ketten sich auflösen
im Fluss meiner Tränen,
sehe mich selber zerfließen
und eingehen
in den Strom der Hingabe.
Entspannung
und vollkommener Frieden
breitet sich aus.
Ich atme mich aus.
Kurz bevor ich
auch den letzten Rest Haltung
ausgeatmet habe
um völlig frei zu sein
drehst Du mich um.
Nun sehe ich Dich.
Du liegst im Bett,
die Reste meiner Ketten
liegen um Deinen Körper herum verteilt.
Ich erkenne Dich
und meine Liebe
fegt die Kettenreste fort
und bettet Dich sanft
auf die Flügel der Freiheit.
Ich nehme wahr
dass dieses hier
noch nicht mein Platz ist
sondern Deiner.
Ich setze mich wieder
auf meinen Platz
auf den Stuhl an Deinem Bett
küsse Dich zum Abschied auf die Stirn
atme ein
warte geduldig
und lasse Dich sanft
in seine Arme gleiten.